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Teure Medikamente aus der Apotheke sollen günstiger werden. Dies schlagen Curafutura und Pharmasuisse dem Bundesrat vor.
Pius Zängerle, Direktor Curafutura, Bern

Standpunkt

Die beiden Branchenverbände Curafutura (Krankenversicherer) und Pharmasuisse (Apotheken) haben beim Bundesrat einen neuen Apothekentarif eingereicht. Von grossem Vorteil ist, dass sich seitens der Versicherer, nebst den Curafutura-Mitgliedern CSS, Helsana, Sanitas und KPT, auch Swica zur neuen Lösung bekennt. Damit repräsentieren die Tarifpartner eine Mehrheit der Branche.

Wir haben uns zwei Hauptziele gesetzt: Erstens soll die Tarifstruktur für den Preis eines Medikaments auf betriebswirtschaftlicher und wissenschaftlicher Basis hergeleitet werden. Damit werden die Kosten für Patienten transparent gemacht und Quersubventionen, welche Verkaufsanreize für die Apotheker verursachen, eliminiert. Zweitens schlagen wir dem Bundesrat eine preisunabhängige Ausgestaltung der Vertriebsmarge vor, die die Verschreibung von Generika und Biosimilars fördert. Diese erzielen bei spürbar günstigeren Preisen eine identische pharmazeutische Wirkung. Beide Ziele haben wir erreicht.

Win-win-Situation

Für die geplante Einführung eines Referenzpreissystems, welches mehr Nachhaltigkeit und Effizienz bringt, ist eine anreizneutrale Vertriebsmarge zwingend. Eine leistungsorientierte Abgabe ermöglicht nichts weniger als eine Situation, bei der niemand schmerzhaft verliert. Neu ist, dass die Personalkosten des Apothekenteams zur Erbringung der pharmazeutischen Leistung nicht mehr Teil des Medikamentenpreises sind, sondern Teil des Apothekentarifs. Während der Apothekentarif steigt, sinken die Kosten bei den Medikamenten deutlich. Was Curafutura und Pharmasuisse im vorgeschlagenen Tarifwerk unternommen haben, ist somit eine Neuverteilung im Sinne der Kostenwahrheit.

Und das führt zu Bewegung im Markt. Weil die Marge der rezeptpflichtigen Tiefpreismedikamente bislang nicht kostendeckend war, führte dies zur wenig befriedigenden Lösung der Quersubventionierung durch teurere Medikamente. Mit der Neuregelung des Vertriebsanteils werden die effektiven Logistikkosten der Medikamente abgegolten. Günstige Medikamente erfahren dadurch eine moderate Preiserhöhung, wohingegen beispielsweise chronisch kranke Patientinnen und Patienten, die oft während vieler Jahre auf hoch- bis höchstpreisige Medikamente angewiesen sind, nicht mehr durch unfreiwillige Quersubvention bestraft werden. Auch das führt unter dem Strich zu einer Entlastung des Gesundheitswesens von mehreren Hundert Millionen Franken pro Jahr. Den neuen Tarif haben wir am 14. Mai beim Bundesrat eingereicht. Dieser hat es nun in der Hand, ob dieses Sparpotenzial bei den Menschen ankommt.

Zitiervorschlag: Pius Zängerle (2020). Standpunkt: Gerechter Medikamententarif. Die Volkswirtschaft, 22. Juni.