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Impact-Investing hilft, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen – es muss jedoch drinstecken, was draufsteht.
Thomas Vellacott, Geschäftsführer, WWF Schweiz, Zürich

Standpunkt

Energieproduktion, Landwirtschaft, Industrie, Mobilität: Die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens und der UNO-Nachhaltigkeitsziele führt zu einer tiefgreifenden Transformation zu klima- und naturverträglichen Geschäftsmodellen. Dies eröffnet Banken, Vermögensverwaltern und Versicherern attraktive Geschäftsfelder. Entsprechend stark wächst der Anteil nachhaltiger Finanzanlagen – und damit der Wettbewerb zwischen den Finanzplätzen. Laut dem Bundesrat soll die Schweiz ein führender Standort für nachhaltige Finanzdienstleistungen werden.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sich die Finanzunternehmen aus umweltschädlichen Industrien zurückziehen und auf sogenanntes Impact-Investing setzen, das einen messbaren positiven Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele leistet. Wie in der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts werden heute viele zukunftsfähige Lösungen nicht von Grossfirmen, sondern von Jungunternehmen entwickelt. Diese bekunden jedoch oft Mühe, an Kapital zu gelangen, insbesondere, wenn sie in Entwicklungs- und Schwellenländern beheimatet sind. So wird heute zwar viel über Impact-Investing gesprochen, das investierte Volumen fällt aber bescheiden aus.

Zwei Schwächen

Die Zurückhaltung verwundert kaum: Die meisten im Umweltbereich angebotenen Impact-Investment-Produkte weisen zwei grundlegende Schwächen auf.

Erstens wird die Wirkung einer Investition viel zu wenig konsequent quantifiziert und ausgewiesen. Aussagen darüber, zu welchen Nachhaltigkeitszielen eine Investition beiträgt, bleiben oft oberflächlich und lassen die notwendige Analyse der konkreten Auswirkungen von Investitionsentscheiden vermissen. Eine solche Analyse ist anspruchsvoll, doch entsprechende Methoden dafür liegen heute vor. Trotzdem fehlen bei den meisten Impact-Investment-Produkten konkrete Informationen zu deren Wirkung.

Zweitens wird Umwelt-Impact oft auf CO2-Emissionen reduziert – und damit ein bedeutender Teil der Umweltwirkung ausgeblendet. Denn: Klimakrise und Biodiversitätskrise sind aufs Engste miteinander verbunden und müssen gemeinsam angegangen werden. Nur genügend grosse und intakte Ökosysteme können CO2 in der notwendigen Grössenordnung binden und somit dazu beitragen, das Klima zu stabilisieren. Und auch weitere Ökosystemdienstleistungen wie der Schutz vor Sturmfluten oder die Reinigung verschmutzter Gewässer können ohne funktionierende Ökosysteme nicht mehr erbracht werden.

Impact-Investing stellt eine grosse Chance dar. Damit die Schweiz aber tatsächlich zu einem führenden Standort für nachhaltige Finanzdienstleistungen wird, braucht es die Zusammenarbeit zwischen Finanzdienstleistern, Hochschulen, staatlichen Stellen und Nichtregierungsorganisationen, um die nötige Breite an Kompetenzen abzudecken. Und es braucht den Willen, «Greenwashing», dem grünen Etikettenschwindel, vorzubeugen, indem Finanzdienstleister die Umweltwirkung ihrer Impact-Investments konsequent ausweisen – und zwar auf Klima und Biodiversität.

Zitiervorschlag: Thomas Vellacott (2021). Standpunkt: Glaubwürdige Impact-Messung. Die Volkswirtschaft, 30. April.